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Griechenland gibt sich mit dem vereinbarten Schuldenschnitt nicht zufrieden und fordert von seinen Kreditgebern noch günstigere Konditionen, nachdem die neue Regierung Gespräche mit ihren Gläubigern über einen vorgeschlagenen Bondtausch aufgenommen hat. Die Bemühungen der griechischen Regierung basieren auf dem Plan der EU-Kommission, die hohe Schuldenlast der EU-Mitgliedsländer zu reduzieren, um den Euro als Währung zu retten. Der Schuss könnte jedoch nach hinten losgehen.

Griechenlands Regierung spielt mit dem Feuer

Das Institute of International Finance (IIF), eine Lobbygruppe der Bankenbranche, hat sich bis dato als Hauptverhandler auf Seiten der griechischen Regierung hervorgetan, jedoch wachsen die Zweifel darüber, dass das IIF über ausreichende Zustimmung unter den Gläubigern des Landes verfügt. Ohne eine mehrheitliche Zustimmung der Hauptgläubiger Griechenlands wird der angestrebte Bondtausch allerdings nicht über die Bühne gehen, der die Bankenbranche zusätzliche Milliarden Euro kosten würde. Aus diesem Grunde hat die griechische Regierung nun direkte Gespräche mit ihren Gläubigerbanken aufgenommen, wie es zuletzt seitens gut informierter Quellen hieß.

Es gibt momentan anscheinend eine ganze Reihe von Marktteilnehmern, die sich die Frage stellen, warum um alles in der Welt das IIF diese Verantwortung überhaupt auf sich genommen hat. Auch deshalb hat Griechenland individuelle Gespräche mit seinen Hauptgläubigern aufgenommen, um sich ein eigenes Bild über die derzeitige Marktstimmung zu machen. Griechenlands Regierung bemüht sich momentan darum, dass der Kapitalwert der neu zu emittierenden Staatsanleihen auf 25 Prozent reduziert wird. Diesem Ersuchen wollen die meisten Banken, die bislang eher einen Wert von zwischen 45 bis 50 Prozent angepeilt hatten, jedoch wohl nicht zustimmen.

Die durch das IIF repräsentierten Banken hatten im vergangenen Monat bereits zugestimmt, den nominalen Wert ihrer gehaltenen Staatsanleihen Griechenlands um 50 Prozent abzuschreiben. Auf diese Weise sollten Griechenlands ausstehende Staatsschulden auf 120 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts gesenkt werden. Momentan befinden sich rund 206 Milliarden Euro in Form griechischer Staatsanleihen in Händen des privaten Bankensektors – darunter Banken, institutionelle Investoren und Hedgefonds. Eine Reduktion der durch den privaten Bankensektor gehaltenen Außenstände würde Griechenlands Schuldenlast also um etwas mehr als 100 Milliarden Euro reduzieren. Es zeichnet sich zurzeit immer mehr ab, dass Griechenland seine Gläubiger, die nicht freiwillig daran denken, an dem anvisierten Bondtausch teilzuhaben, dieselben Konditionen aufzuoktroyieren versucht. Dies wäre möglich, weil eine große Mehrheit der Staatsanleihen unter Bezug auf die griechischen Gesetze emittiert wurde.

Staatsführer der Europäischen Union haben den freiwilligen Charakter des angestrebten Deals unterstrichen, um einen ungeordneten Zahlungsausfall des Landes zu vermeiden. Sollte es nämlich dazu kommen, könnte dieses Ereignis ungeahnte Folgen für die internationalen Finanzmärkte haben. Die Athener Regierung könnte ihre Bondhalter allerdings zu dem Bondtausch zwingen, indem sie einfach das Gesetz ändert, so dass alle nicht tauschwilligen Investoren denselben Konditionen unterliegen würden wie alle Bondhalter, die dem Angebot Folge leisten. Dazu müsste es allerdings erst einmal zu einer Mehrheit von 75 Prozent unter allen Haltern griechischer Staatsanleihen kommen, die sich für einen Bondtausch aussprechen würden.